Unser Hockey-Experte Oliver Setzinger hat für euch die beiden Südtirol-Teams, den HCB Südtirol und den HC Pustertal, unter die Lupe genommen und analysiert. Dabei ist er auf folgende Fragen von uns eingegangen:
HC Pustertal:
1. Wäre eine Verlängerung von Raimo Helminen die bessere Variante gewesen?
Ich hatte selber noch die Ehre, mit ihm in Finnland in meinen ersten drei Jahren zusammen zu spielen. Er ist eine finnische Legende und einer der besten Spielmacher/Center mit denen ich je zusammen gespielt habe. Natürlich hat das damit nichts zu tun, wie er jetzt als Trainer ist. Aus meiner Sicht wäre es besser gewesen, wenn Pustertal auch in dieser Saison auf Helminen gesetzt hätte. Wie er letztes Jahr gekommen ist, hat er dort einiges bewirke und zum Positiven wenden können. Er hätte im Sommer in Hinblick auf die Mannschaft usw. vermutlich etwas Besseres zu Stande bekommen. Aber natürlich wird es nicht der einzige Grund sein, warum es dort nicht so nach Plan verläuft.
2. Kam für dich die Trainerentlassung von Stephan Mair zu früh? Oder war es der einzige Ausweg aus dem Tief?
Ich kenne den Trainer nicht, kann nichts zu ihm sagen. Aber wie ich beim KAC-Blog (Hier zum Nachlesen) erwähnt habe, ist es immer leichter einen Headcoach zu entlassen als 25 Spieler. Ich habe nicht den notwendigen Einblick, um zu sagen, wie viel er bei der Zusammenstellung der Mannschaft mitreden durfte. Ein Trainerwechsel ist aber der leichteste Weg, um wieder frischen Wind in die Mannschaft zu bekommen. Ob es zu früh war oder nicht, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Um nochmal zu Punkt 1 zurückzukommen: Hätten sie den Raimo Helminen behalten, wäre das Problem vermutlich nicht aufgetaucht.
3.Letztjährige Leistungsträger (darunter die drei Assistant-Captain Kristensen, Willcox und Bardaro) brachten die von ihnen erwartete Leistung nicht – wollte man den Trainer schnellstmöglich absägen?
Bardaro war von diesen Akteuren noch der Auffälligste aus meiner Sicht. Bei den anderen Spielern, wie auch bei der ganzen Mannschaft, ist bislang nicht viel zusammen gelaufen. Ob die Verantwortlichen den Trainer loswerden wollten oder nicht, da hat man als Außenstehender keinen Einblick. Aber logischerweise ist es immer schwierig für ein Team, wenn vor allem die Leistungsträger, ihre Leistung nicht abrufen. So bekommt man ein zusätzliches, großes Problem. Wirtschaftlich gesehen war es dennoch die beste Variante, den Trainer loszuwerden und mit der Mannschaft weiter zu machen.
4. Du kennst Philippe Horsky – ist er der richtige Mann für den HC Pustertal und sollte er die Saison zu Ende coachen?
Ich kenne den Philippe gut. Wir haben im Nachwuchs und im Nationalteam zusammen gespielt. Was ich über den Phil als Trainer sagen kann: Er ist definitiv engagiert, er hat sicher einige Ideen. Er war ein hart arbeitender Spieler und wird das auch von seiner Mannschaft verlangen. Ich denke, ein Trainerwechsel pro Jahr sollte reichen, es wäre nicht geschickt jetzt wieder einen neuen Trainer zu installieren. Es bleiben die selben Spieler im Kader und die müssen nun ihre Leistung bringen. Natürlich ist es wichtig über einen guten Trainer zu verfügen, der zum richtigen Zeitpunkt gewisse Änderungen vorgibt und ich glaub das Philippe das kann.
5. Was ist aus deiner Sicht generell das Problem in Bruneck? Mangelnde Erfahrung, zu wenig Routine im Kader?
Wenn man sich die Punkteliste ansieht läuft zuviel auf einzelne Spieler hinaus. Bei Pustertal mangelt es in der Offensive am Scoring und auch die Defensive ist nicht stabil genug. Ein positiver Lichtblick sind die Tormänner – Smith und Sholl haben beide gute Fangquoten. Anhand der Statistik lassen die Leistungsträger teilweise aus und wie bereits oben erwähnt, sie müssen sich unbedingt steigern. Bei den Special-Teams ist der HCP sehr stark, sowohl im Powerplay als auch in Unterzahl zählen sie zum zweitbesten Team der Liga. Mit 9,5 PIM/Spiel kassieren die Wölfe auch viele Strafen. Weiters muss man anmerken, sie sind wie Bozen 2.0 – 10 Imports, 5 Eingebürgerte, wo man sagen könnte, sie spielen mit 15 Ausländer. Für diese Voraussetzungen ist die Performance bzw. der Output sehr sehr schwach. Das Problem ist vermutlich nicht der Trainer, sondern dass die Mannschaft in Bezug auf Qualität, vorne und hinten zu schwach ist.
6. Hat sich der HC Pustertal seit dem Trainerwechsel gefangen oder sollte man dort nochmal am Transfermarkt aktiv werden?
Natürlich ist eine Tendenz nach oben erkennbar, auf jeden Fall. Wenn man den richtigen Spieler auf dem Transfermarkt bekommt, sollte man schon noch einmal zuschlagen. Aber sie benötigen sowohl hinten als auch vorne neue Kräfte . Nur muss dieser Austausch auch Sinn ergeben. Ein weiterer Durchschnittsspieler hilft ihnen nicht weiter. Logischerweise muss man aber alles daran setzen, um es zumindest in die Pre-Playoffs zu schaffen. Sei es mit neuen Spielern oder aus den anderen alles mögliche rauszuholen und eventuell einen Systemwechsel vornehmen, damit man defensiv stabiler wird.
7. Vor allem Aaron Luchuk wird von den Fans öffentlich an den Pranger gestellt – er sollte der First Line Center sein, ihm wird aber vorgeworfen, hier nur bezahlten Urlaub zu machen. Wie schätzt du seine Situation ein? Ist es schwierig, wenn man stark kritisiert wird, da rauszukommen? Sollte man ihm noch Zeit geben? 7 Punkte aus den letzten 8 Spielen sind doch ein Aufwärtstrend, oder?
Wenn man als Spieler groß angekündigt wird und dann nicht sofort einschlägt, sondern eher das Gegenteil bewirkt, dann wird man schnell von den Fans kritisiert. Man weiß nicht, woran es liegt, aber man muss sich immer fragen: Fühlt sich der Typ hier wohl? Will er überhaupt da sein? Wobei, wenn er keinen Bock hat, dann sollte er sagen, dass es hier nichts für ihn ist bzw. er in eine andere Liga möchte. Natürlich sieht es immer sehr blöd aus, wenn einer lustlos auf dem Eis rumkurvt. Das ist aber Sache der Vereinsführung, die muss das sehen und dann reagieren, falls sich die Einstellung nicht ändern sollte. In der heutigen Zeit kann man das meist recht gut klären, entweder mit einem Buyout oder einem Transfer, damit beide Seiten gut leben können und gut aus der Sache aussteigen. Das mit der Kritik gehört zu unserem Business. Du wirst bezahlt, damit du deine Leistung erbringst. Wenn du ein Erstlinien-Importspieler bist, musst du auch einen großen Teil dazu beitragen. Machst du das nicht, stehst du in der Kritik. Ein Spieler seiner Qualität muss damit umgehen können und stark genug sein, um wieder auf die Gleise zu finden. Es ist dein Job aus dem Loch rauszukommen, auch wenn es schwierig ist, ansonsten steht der Nächste da und wird deinen Job übernehmen. Auf die Frage hin, ob man Luchuk noch Zeit geben sollte. Das ist schwierig zu beantworten, man muss sich da immer Fristen setzen: Gibt man dem Spieler eine Woche, wird sich nicht viel ändern. Gibt man dem Spieler ein weiteres Monat, könnte man in der Zeit wichtige Punkte verlieren. Das kann natürlich gut gehen, kann aber auch nach hinten losgehen. Wir haben jetzt Mitte November, die Spiele laufen wie am Fließband. Aber die Vereinsführung wird irgendwann reagieren müssen, und wenn es ihn treffen würde, wäre es aus meiner Sicht verständlich.
HCB Südtirol:
1. Warum läuft es heuer beim HCB Südtirol von Anfang an so gut?
Der HC Bozen war generell immer ein unangenehmer Gegner, vor allem in ihrer Heimstätte. Sie spielen diszipliniertes, relativ physisches Eishockey und hatten immer einen starken Kader mit guten Torleuten, was auch dieses Jahr der Fall ist. Die Füchse verfügen über ein gutes Goalie-Duo. Aber bis auf letztes Jahr, mit einem Aussetzer, hatte der Klub immer ein starkes Team, haben Titel geholt. Und heuer sind sie wieder das alte Bozen, deshalb läuft es wieder gut.
2. Nach 17 Spielen nur 4 Niederlagen – drei davon gegen die letzten 3 Teams der Tabelle. Muss man heuer wieder mit den Füchsen rechnen? Ist das ein Team für das Finale?
Mit Bozen ist auf jeden Fall zu rechnen, wie eigentlich jedes Jahr. Sie haben viele Spieler im Kader, die Erfahrung besitzen und genau wissen, wie man gewinnt. Ich könnte mir vorstellen, dass sie bis zum Schluß im Rennen sind, ob es für das Finale oder mehr reicht, ist schwer zu sagen. Im Playoff herrschen ja meist andere Klischees. Aber von der Mannschaft her ist das Potenzial absolut vorhanden.
3. Was zeichnet Glen Hanlon aus? Ist es die Ausgeglichenheit im Kader, dass Bozen so stark ist? 9 Spieler stehen bei 10 Scorerpunkten oder mehr.
Definitiv werden sich die Verantwortlichen Gedanken gemacht haben, wer das Team coachen soll. Und auch welche Spieler nicht verlängert werden und welche Cracks neu an Bord geholt werden. Er ist ein Trainer mit Erfahrung, der von seiner Mannschaft auch viel verlangt. Mit seinem System und der Mannschaft haben sie scheinbar einen Goldgriff gemacht. Aktuell läuft alles rund, sie spielen gut und gerne zusammen. Wenn der Trainer das Rezept beibehält, dass sie hart spielen, das System durchziehen und er trotzdem die Spieler bei Laune hält, auch die älteren Veteranen, die erfahrenen Cracks, dann wird das seine Früchte tragen. Sie haben eine starke Offensive, es sind nicht nur 1-2 Leute, sondern mehrere, die die Tore machen. Und auch defensiv spielen sie sehr stark. Sie haben 63 Tore geschossen und nur 38 gekriegt. Das ist ein Riesenplus!
4. Wurde im Sommer an den richtigen Schrauben gedreht?
Ich glaube gar nicht, dass so extrem viel gedreht wurde. Bozen hat immer eine solide, starke Mannschaft zusammengestellt. Was letztes Jahr genau der Grund war, dass kann ich nicht beurteilen – vermutlich war es nur ein “Hoppalajahr”, logischerweise haben sie dann ein paar Spieler ersetzt, aber auch viele wurden weiterverpflichtet, so dass Bozen wieder den perfekten Mix hat. Mit Mitch Hults haben sie einen starken Offensivspieler geholt, die Goalies sind stark, die gesamte Abwehr ist stabil. Es passt einfach alles. Altgediente bringen ihre Leistung und die Neuen performen auch sehr stark.
5. Für viele Fans eine interessante Frage – wie ist es gegen Mike Halmo zu spielen? In den Jahren gab es immer wieder Sperren gegen ihn, heuer hat er sich bislang gut unter Kontrolle. Deine Meinung dazu?
Mike Halmo ist einfach ein harter Arbeiter, ein Kämpfer. Natürlich sind ihm manchmal die Sicherungen durchgebrannt. Aber die Gegenspieler wissen genau, wenn ein Mike Halmo auf dem Eis ist, sollte der Kopf oben sein. Wenn er eine Chance sieht, dir einen Check zu verpassen, dann wird er es auch machen. Es waren auch immer wieder fragwürdige Sachen dabei, keine Frage. Er ist aber einer der Letzten von dieser Sorte, ein sehr starker Spieler. Mike spielt extrem physisch, teilweise auch etwas schmutzig. Aber wie gesagt, wenn er am Eis ist und du deinen Kopf nicht oben hast, kann es leicht sein, dass er dich erwischt und dir weh tut. Er ist eine “Krätzn” auf dem Eis, ein sehr zäher Gegenspieler. Leider gibt es aber von solchen harten “Hunden” immer weniger auf dem Eis. Spielertypen wie er sind in der Liga eine aussterbende Rasse. Ich selbst finde solche Spieler wie ihn sehr sehenswert, weil sie extrem talentiert sind, aber auch sehr grantig spielen können. Wir hatten auch einige Battles auf dem Eis, gegen ihn spielen ist natürlich unangenehm. Wegen seiner Art und Spielweise aber definitiv ein Spieler, wo es ein Genuss ist, ihm zuzusehen.
Vergleich HCP – HCB
Letztes Jahr war Pustertal eine gute Mannschaft, vor allem als Helminen übernommen hat, hingegen hat Bozen nicht überzeugt (Hoppalajahr) und es ist nicht so gelaufen wie geplant. Nun hat sich das aber wieder geändert. Alles in allem macht die momentane Lage (Bozen oben, Pustertal darunter) mehr Sinn, aber es sind noch genug Spiele. Bozen wird weiterhin auf Schiene sein und ich hoffe für Pustertal, dass sie auch wieder in die Spur finden und einige Punkte sammeln. Das direkte Playoff wird schwierig für sie, aber die Playoff-Quali sollte sich ausgehen.
Bozen hat generell bereits mehr Erfahrung, die sind auch schon länger in der EBEL/ICEHL und haben bereits einige Erfolge vorzuweisen. Beide Mannschaften haben allerdings viele eingebürgerte Cracks in ihren Reihen, da sollte von Seiten der Liga eine Lösung gefunden werden. Pustertal kann sich aber von Bozen sicher noch einiges abschauen im Hinblick auf die Kaderzusammenstellung. Der Klub ist aber erst im zweiten Jahr, da ist natürlich noch Luft nach oben.
Bozen besitzt außerdem ein Secondary Scoring, drei Spieler sind in den Top 10 der Punkteliste. Bei den Torschützen genauso, Thomas ist mit Brady Shaw gemeinsam auf Platz 1. Bei den Special Teams hat allerdings Pustertal eindeutig die Nase vorne, da besteht bei Bozen noch Verbesserungsbedarf. Aber geht bei einigen Spielern der Wölfe der Knopf noch rechtzeitig auf, wird auch mit ihnen zu rechnen sein.
OLIVER SETZINGER
Experte hockeyreport.net
Steckbrief Oliver Setzinger: Der 39-Jährige hat seine Profi-Karriere beendet und spielte in Österreich knapp 500 Spiele für die Vienna Capitals, den EC KAC, die Graz99ers oder die Black Wings Linz. 2001 wurde Setzinger von den Nashville Predators gedrafted, spielte u.a. in der AHL, in der Schweiz (NLA/NLB) und Finnland (SM-Liiga). Aktuell steht er noch in der ÖEL für den EV Zeltweg auf dem Eis.
Unser Hockey-Experte Oliver Setzinger hat für euch die beiden Südtirol-Teams, den HCB Südtirol und den HC Pustertal, unter die Lupe genommen und analysiert. Dabei ist er auf folgende Fragen von uns eingegangen:
HC Pustertal:
1. Wäre eine Verlängerung von Raimo Helminen die bessere Variante gewesen?
Ich hatte selber noch die Ehre, mit ihm in Finnland in meinen ersten drei Jahren zusammen zu spielen. Er ist eine finnische Legende und einer der besten Spielmacher/Center mit denen ich je zusammen gespielt habe. Natürlich hat das damit nichts zu tun, wie er jetzt als Trainer ist. Aus meiner Sicht wäre es besser gewesen, wenn Pustertal auch in dieser Saison auf Helminen gesetzt hätte. Wie er letztes Jahr gekommen ist, hat er dort einiges bewirke und zum Positiven wenden können. Er hätte im Sommer in Hinblick auf die Mannschaft usw. vermutlich etwas Besseres zu Stande bekommen. Aber natürlich wird es nicht der einzige Grund sein, warum es dort nicht so nach Plan verläuft.
2. Kam für dich die Trainerentlassung von Stephan Mair zu früh? Oder war es der einzige Ausweg aus dem Tief?
Ich kenne den Trainer nicht, kann nichts zu ihm sagen. Aber wie ich beim KAC-Blog (Hier zum Nachlesen) erwähnt habe, ist es immer leichter einen Headcoach zu entlassen als 25 Spieler. Ich habe nicht den notwendigen Einblick, um zu sagen, wie viel er bei der Zusammenstellung der Mannschaft mitreden durfte. Ein Trainerwechsel ist aber der leichteste Weg, um wieder frischen Wind in die Mannschaft zu bekommen. Ob es zu früh war oder nicht, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Um nochmal zu Punkt 1 zurückzukommen: Hätten sie den Raimo Helminen behalten, wäre das Problem vermutlich nicht aufgetaucht.
3.Letztjährige Leistungsträger (darunter die drei Assistant-Captain Kristensen, Willcox und Bardaro) brachten die von ihnen erwartete Leistung nicht – wollte man den Trainer schnellstmöglich absägen?
Bardaro war von diesen Akteuren noch der Auffälligste aus meiner Sicht. Bei den anderen Spielern, wie auch bei der ganzen Mannschaft, ist bislang nicht viel zusammen gelaufen. Ob die Verantwortlichen den Trainer loswerden wollten oder nicht, da hat man als Außenstehender keinen Einblick. Aber logischerweise ist es immer schwierig für ein Team, wenn vor allem die Leistungsträger, ihre Leistung nicht abrufen. So bekommt man ein zusätzliches, großes Problem. Wirtschaftlich gesehen war es dennoch die beste Variante, den Trainer loszuwerden und mit der Mannschaft weiter zu machen.
4. Du kennst Philippe Horsky – ist er der richtige Mann für den HC Pustertal und sollte er die Saison zu Ende coachen?
Ich kenne den Philippe gut. Wir haben im Nachwuchs und im Nationalteam zusammen gespielt. Was ich über den Phil als Trainer sagen kann: Er ist definitiv engagiert, er hat sicher einige Ideen. Er war ein hart arbeitender Spieler und wird das auch von seiner Mannschaft verlangen. Ich denke, ein Trainerwechsel pro Jahr sollte reichen, es wäre nicht geschickt jetzt wieder einen neuen Trainer zu installieren. Es bleiben die selben Spieler im Kader und die müssen nun ihre Leistung bringen. Natürlich ist es wichtig über einen guten Trainer zu verfügen, der zum richtigen Zeitpunkt gewisse Änderungen vorgibt und ich glaub das Philippe das kann.
5. Was ist aus deiner Sicht generell das Problem in Bruneck? Mangelnde Erfahrung, zu wenig Routine im Kader?
Wenn man sich die Punkteliste ansieht läuft zuviel auf einzelne Spieler hinaus. Bei Pustertal mangelt es in der Offensive am Scoring und auch die Defensive ist nicht stabil genug. Ein positiver Lichtblick sind die Tormänner – Smith und Sholl haben beide gute Fangquoten. Anhand der Statistik lassen die Leistungsträger teilweise aus und wie bereits oben erwähnt, sie müssen sich unbedingt steigern. Bei den Special-Teams ist der HCP sehr stark, sowohl im Powerplay als auch in Unterzahl zählen sie zum zweitbesten Team der Liga. Mit 9,5 PIM/Spiel kassieren die Wölfe auch viele Strafen. Weiters muss man anmerken, sie sind wie Bozen 2.0 – 10 Imports, 5 Eingebürgerte, wo man sagen könnte, sie spielen mit 15 Ausländer. Für diese Voraussetzungen ist die Performance bzw. der Output sehr sehr schwach. Das Problem ist vermutlich nicht der Trainer, sondern dass die Mannschaft in Bezug auf Qualität, vorne und hinten zu schwach ist.
6. Hat sich der HC Pustertal seit dem Trainerwechsel gefangen oder sollte man dort nochmal am Transfermarkt aktiv werden?
Natürlich ist eine Tendenz nach oben erkennbar, auf jeden Fall. Wenn man den richtigen Spieler auf dem Transfermarkt bekommt, sollte man schon noch einmal zuschlagen. Aber sie benötigen sowohl hinten als auch vorne neue Kräfte . Nur muss dieser Austausch auch Sinn ergeben. Ein weiterer Durchschnittsspieler hilft ihnen nicht weiter. Logischerweise muss man aber alles daran setzen, um es zumindest in die Pre-Playoffs zu schaffen. Sei es mit neuen Spielern oder aus den anderen alles mögliche rauszuholen und eventuell einen Systemwechsel vornehmen, damit man defensiv stabiler wird.
7. Vor allem Aaron Luchuk wird von den Fans öffentlich an den Pranger gestellt – er sollte der First Line Center sein, ihm wird aber vorgeworfen, hier nur bezahlten Urlaub zu machen. Wie schätzt du seine Situation ein? Ist es schwierig, wenn man stark kritisiert wird, da rauszukommen? Sollte man ihm noch Zeit geben? 7 Punkte aus den letzten 8 Spielen sind doch ein Aufwärtstrend, oder?
Wenn man als Spieler groß angekündigt wird und dann nicht sofort einschlägt, sondern eher das Gegenteil bewirkt, dann wird man schnell von den Fans kritisiert. Man weiß nicht, woran es liegt, aber man muss sich immer fragen: Fühlt sich der Typ hier wohl? Will er überhaupt da sein? Wobei, wenn er keinen Bock hat, dann sollte er sagen, dass es hier nichts für ihn ist bzw. er in eine andere Liga möchte. Natürlich sieht es immer sehr blöd aus, wenn einer lustlos auf dem Eis rumkurvt. Das ist aber Sache der Vereinsführung, die muss das sehen und dann reagieren, falls sich die Einstellung nicht ändern sollte. In der heutigen Zeit kann man das meist recht gut klären, entweder mit einem Buyout oder einem Transfer, damit beide Seiten gut leben können und gut aus der Sache aussteigen. Das mit der Kritik gehört zu unserem Business. Du wirst bezahlt, damit du deine Leistung erbringst. Wenn du ein Erstlinien-Importspieler bist, musst du auch einen großen Teil dazu beitragen. Machst du das nicht, stehst du in der Kritik. Ein Spieler seiner Qualität muss damit umgehen können und stark genug sein, um wieder auf die Gleise zu finden. Es ist dein Job aus dem Loch rauszukommen, auch wenn es schwierig ist, ansonsten steht der Nächste da und wird deinen Job übernehmen. Auf die Frage hin, ob man Luchuk noch Zeit geben sollte. Das ist schwierig zu beantworten, man muss sich da immer Fristen setzen: Gibt man dem Spieler eine Woche, wird sich nicht viel ändern. Gibt man dem Spieler ein weiteres Monat, könnte man in der Zeit wichtige Punkte verlieren. Das kann natürlich gut gehen, kann aber auch nach hinten losgehen. Wir haben jetzt Mitte November, die Spiele laufen wie am Fließband. Aber die Vereinsführung wird irgendwann reagieren müssen, und wenn es ihn treffen würde, wäre es aus meiner Sicht verständlich.
HCB Südtirol:
1. Warum läuft es heuer beim HCB Südtirol von Anfang an so gut?
Der HC Bozen war generell immer ein unangenehmer Gegner, vor allem in ihrer Heimstätte. Sie spielen diszipliniertes, relativ physisches Eishockey und hatten immer einen starken Kader mit guten Torleuten, was auch dieses Jahr der Fall ist. Die Füchse verfügen über ein gutes Goalie-Duo. Aber bis auf letztes Jahr, mit einem Aussetzer, hatte der Klub immer ein starkes Team, haben Titel geholt. Und heuer sind sie wieder das alte Bozen, deshalb läuft es wieder gut.
2. Nach 17 Spielen nur 4 Niederlagen – drei davon gegen die letzten 3 Teams der Tabelle. Muss man heuer wieder mit den Füchsen rechnen? Ist das ein Team für das Finale?
Mit Bozen ist auf jeden Fall zu rechnen, wie eigentlich jedes Jahr. Sie haben viele Spieler im Kader, die Erfahrung besitzen und genau wissen, wie man gewinnt. Ich könnte mir vorstellen, dass sie bis zum Schluß im Rennen sind, ob es für das Finale oder mehr reicht, ist schwer zu sagen. Im Playoff herrschen ja meist andere Klischees. Aber von der Mannschaft her ist das Potenzial absolut vorhanden.
3. Was zeichnet Glen Hanlon aus? Ist es die Ausgeglichenheit im Kader, dass Bozen so stark ist? 9 Spieler stehen bei 10 Scorerpunkten oder mehr.
Definitiv werden sich die Verantwortlichen Gedanken gemacht haben, wer das Team coachen soll. Und auch welche Spieler nicht verlängert werden und welche Cracks neu an Bord geholt werden. Er ist ein Trainer mit Erfahrung, der von seiner Mannschaft auch viel verlangt. Mit seinem System und der Mannschaft haben sie scheinbar einen Goldgriff gemacht. Aktuell läuft alles rund, sie spielen gut und gerne zusammen. Wenn der Trainer das Rezept beibehält, dass sie hart spielen, das System durchziehen und er trotzdem die Spieler bei Laune hält, auch die älteren Veteranen, die erfahrenen Cracks, dann wird das seine Früchte tragen. Sie haben eine starke Offensive, es sind nicht nur 1-2 Leute, sondern mehrere, die die Tore machen. Und auch defensiv spielen sie sehr stark. Sie haben 63 Tore geschossen und nur 38 gekriegt. Das ist ein Riesenplus!
4. Wurde im Sommer an den richtigen Schrauben gedreht?
Ich glaube gar nicht, dass so extrem viel gedreht wurde. Bozen hat immer eine solide, starke Mannschaft zusammengestellt. Was letztes Jahr genau der Grund war, dass kann ich nicht beurteilen – vermutlich war es nur ein “Hoppalajahr”, logischerweise haben sie dann ein paar Spieler ersetzt, aber auch viele wurden weiterverpflichtet, so dass Bozen wieder den perfekten Mix hat. Mit Mitch Hults haben sie einen starken Offensivspieler geholt, die Goalies sind stark, die gesamte Abwehr ist stabil. Es passt einfach alles. Altgediente bringen ihre Leistung und die Neuen performen auch sehr stark.
5. Für viele Fans eine interessante Frage – wie ist es gegen Mike Halmo zu spielen? In den Jahren gab es immer wieder Sperren gegen ihn, heuer hat er sich bislang gut unter Kontrolle. Deine Meinung dazu?
Mike Halmo ist einfach ein harter Arbeiter, ein Kämpfer. Natürlich sind ihm manchmal die Sicherungen durchgebrannt. Aber die Gegenspieler wissen genau, wenn ein Mike Halmo auf dem Eis ist, sollte der Kopf oben sein. Wenn er eine Chance sieht, dir einen Check zu verpassen, dann wird er es auch machen. Es waren auch immer wieder fragwürdige Sachen dabei, keine Frage. Er ist aber einer der Letzten von dieser Sorte, ein sehr starker Spieler. Mike spielt extrem physisch, teilweise auch etwas schmutzig. Aber wie gesagt, wenn er am Eis ist und du deinen Kopf nicht oben hast, kann es leicht sein, dass er dich erwischt und dir weh tut. Er ist eine “Krätzn” auf dem Eis, ein sehr zäher Gegenspieler. Leider gibt es aber von solchen harten “Hunden” immer weniger auf dem Eis. Spielertypen wie er sind in der Liga eine aussterbende Rasse. Ich selbst finde solche Spieler wie ihn sehr sehenswert, weil sie extrem talentiert sind, aber auch sehr grantig spielen können. Wir hatten auch einige Battles auf dem Eis, gegen ihn spielen ist natürlich unangenehm. Wegen seiner Art und Spielweise aber definitiv ein Spieler, wo es ein Genuss ist, ihm zuzusehen.
Vergleich HCP – HCB
Letztes Jahr war Pustertal eine gute Mannschaft, vor allem als Helminen übernommen hat, hingegen hat Bozen nicht überzeugt (Hoppalajahr) und es ist nicht so gelaufen wie geplant. Nun hat sich das aber wieder geändert. Alles in allem macht die momentane Lage (Bozen oben, Pustertal darunter) mehr Sinn, aber es sind noch genug Spiele. Bozen wird weiterhin auf Schiene sein und ich hoffe für Pustertal, dass sie auch wieder in die Spur finden und einige Punkte sammeln. Das direkte Playoff wird schwierig für sie, aber die Playoff-Quali sollte sich ausgehen.
Bozen hat generell bereits mehr Erfahrung, die sind auch schon länger in der EBEL/ICEHL und haben bereits einige Erfolge vorzuweisen. Beide Mannschaften haben allerdings viele eingebürgerte Cracks in ihren Reihen, da sollte von Seiten der Liga eine Lösung gefunden werden. Pustertal kann sich aber von Bozen sicher noch einiges abschauen im Hinblick auf die Kaderzusammenstellung. Der Klub ist aber erst im zweiten Jahr, da ist natürlich noch Luft nach oben.
Bozen besitzt außerdem ein Secondary Scoring, drei Spieler sind in den Top 10 der Punkteliste. Bei den Torschützen genauso, Thomas ist mit Brady Shaw gemeinsam auf Platz 1. Bei den Special Teams hat allerdings Pustertal eindeutig die Nase vorne, da besteht bei Bozen noch Verbesserungsbedarf. Aber geht bei einigen Spielern der Wölfe der Knopf noch rechtzeitig auf, wird auch mit ihnen zu rechnen sein.
OLIVER SETZINGER
Experte hockeyreport.net
Steckbrief Oliver Setzinger: Der 39-Jährige hat seine Profi-Karriere beendet und spielte in Österreich knapp 500 Spiele für die Vienna Capitals, den EC KAC, die Graz99ers oder die Black Wings Linz. 2001 wurde Setzinger von den Nashville Predators gedrafted, spielte u.a. in der AHL, in der Schweiz (NLA/NLB) und Finnland (SM-Liiga). Aktuell steht er noch in der ÖEL für den EV Zeltweg auf dem Eis.